Veröffentlichung im „IHK-Report Südhessen“, Februar 2009, S. 28/29
Soziale Verantwortung für die Mitarbeiter – das kann gerade für mittelständische Unternehmen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
CSR. Die betriebswirtschaftliche Verantwortung für den Gewinn und den Wert des eigenen Unternehmens ist das eine, soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Umwelt und der Gesellschaft ist das andere.
DIESE gesamtgesellschaftliche Verantwortung – Corporate Social Responsibility (CSR) – zu tragen, streben nicht nur multinationale Unternehmen an. Zunehmend sind ebenso die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) gefordert, sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst zu werden. Insbesondere auch der Kapitalmarkt verlangt von ihnen, zusätzlich zu den ökonomischen Kennziffern auf ökologische und soziale Wertfaktoren zu setzen.
KMUs leisten den größten Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt und stellen die meisten Arbeitsplätze zur Verfügung. Sie sind wesentlicher Teil der Wertschöpfungskette und spielen als Lieferanten der Großunternehmen eine entscheidende Rolle. Allein diese Einordnung macht deutlich, dass die soziale Verantwortung für Unternehmen jeder Größe sehr wohl auch einen Wettbewerbsfaktor darstellt. So sucht der Konsument „faire“ Produkte, der Arbeitnehmer den „guten“ Arbeitgeber und die Gesellschaft das „umweltfreundliche“ und „sozial engagierte“ Unternehmen.
CSR ist europaweit definiert
Die europaweit geltende Definition für CSR lautet: „Soziale Verantwortung der Unternehmen ist das Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Tätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stake-holdern“ – das sind alle am unternehmerischen Handeln Beteiligten – „zu bringen“. Gesetzes- beziehungsweise regelkonformes Handeln alleine reicht nicht aus, um dieses Ziel umzusetzen. Vielmehr gilt für CSR das sogenannte „Best-Practice-Prinzip“: Nachhaltigkeit in diesem Sinne bedeutet, „dass wirtschaftliches Wachstum, sozialer Zusammenhalt und Schutz der Umwelt Hand in Hand gehen, um eine Gesellschaft zu schaffen, die wohlhabender und gerechter ist sowie eine Umwelt, die sauberer, sicherer und gesünder ist – eine Gesellschaft also, die mehr Lebensqualität erzeugt für uns, unsere Kinder und Kindeskinder.“ Soziale beziehungsweise nachhaltige Unternehmensführung spielt bei der europäischen Förderungspolitik des Mittelstandes zunehmend eine wichtige Rolle.
Einer von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebenen und 2007 vorgelegten Studie zufolge, hat nahezu die Hälfte aller KMUs noch nichts von CSR gehört beziehungsweise sich noch nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt. Allerdings erkennen zwei Drittel der Befragten, dass soziale Verantwortung für sie in Zukunft immer wichtiger sein wird.
Ansätze alleine reichen nicht
Dem Umfrageergebnis gegenüber steht ein bereits sehr wohl vorhandenes, großes Engagement von KMUs in mindestens einem der Bereiche Mitarbeiter, Umwelt oder Gesellschaft. Dies wird jedoch in aller Regel nicht unter dem Begriff CSR subsumiert. Es handelt sich um positive CSR-Einzelmaßnahmen, denen jedoch meist die Einordnung in ein strategisches unternehmerisches Gesamtkonzept fehlt.
Hier liegen die Herausforderungen für KMUs, die ihre nicht-betriebswirtschaftliche Verantwortung in die Unternehmensstrategie einbinden wollen, um ihr Engagement als Wettbewerbsvorteil im Markt nutzen zu können. Es gilt, die Einzelaspekte der sozialen, nachhaltigen und gesellschaftlichen Aktivitäten in einem zukunftsweisenden strategischen Geschäftsmodell zusammenzuführen. „Tue Gutes gegenüber der Gesellschaft, sprich darüber und erhöhe damit Dein Image,“ lautet ein alter Grundsatz der Öffentlichkeitsarbeit. Dieses Prinzip ist nach vor richtig und wichtig. Doch reicht das mittlerweile nicht mehr aus. Erst ein strategisches Gesamtkonzept der Unternehmensführung kann zu einem dauerhaften Wettbewerbsvorteil führen.
– Prof. Dr. Lutz Michael Büchner
» INFORMATION:
EuropäischesInstitut für Arbeitsbeziehungen e.V. (EIAB), Prof. Dr. Lutz Michael Büchner, Vorsitzender des EIAB, Lindenstr. 33, 64665 Alsbach, Telefon: 06527 – 505536, E-Mail: vorstand@eiab.de, Internet: www.eiab.de
EIAB e.V.:
• EIAB steht für Europäisches Institut für Arbeitsbeziehungen. Das Institut vereint Theoretiker und Praktiker mit ihrem Know-how über die Arbeitswelt und die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Mitglieder des EIAB sind Wissenschaftler, Manager, Gewerkschafts- und Arbeitnehmervertreter. Es versteht sich als Plattform des europäischen sozialen Dialogs. Der eingetragene gemeinnützige Verein mit Sitz in Seeheim-Jugenheim beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der sozialen Verantwortung von Unternehmen des Mittelstandes. Dabei stehen die Sensibilisierung für und die Information über das Thema sowie der Erfahrungsaustausch zwischen europäischen mittelständischen Unternehmen im Mittelpunkt.
CSR schafft Wettbewerbsvorteile
MIT MEHREREN BEITRÄGEN will die IHK Darmstadt in den nächsten Monaten im IHK-Report Südhessen einzelne Aspekte des Themas „Soziale Verantwortung von Unternehmen“ aufgreifen und vertiefen. Über die Notwendigkeit, diese „Corporate Social Responsibility“ (CSR) in einem Gesamtkonzept zu planen, informiert in dieser Ausgabe Prof. Dr. Lutz Michael Büchner vom Europäischen Institut für Arbeitsbeziehungen (EIAB) e.V.
Gegenüber Mensch und Natur verantwortungsvoll handelnde Unternehmen genießen An-sehen in der Gesellschaft. Gerade für mittelständische Unternehmen kann es deshalb ein Wettbewerbsvorteil sein, sich für Fairness und Umweltschutz einzusetzen, sozial und nachhaltig zu handeln. Die Beschäftigung mit diesem Themenbereich geht auch zurück auf eine Initiative der Europäischen Kommission.
Aktionsfelder im Rahmen eines CSR-Konzeptes sind insbesondere
• der Umweltschutz, die Schonung von Ressourcen und andere ökologische Aspekte (Schwerpunktthema des IHK-Report Südhessen (IRS) im April),
• die Arbeitsbedingungen und der Arbeitsschutz der Mitarbeiter,
• das soziale Engagement im unmittelbaren Umkreis des Unternehmens (zum Beispiel Sponsoring des örtlichen Sportvereins),
• die Entscheidung, junge Menschen auszubilden (Schwerpunktthema des IRS im September), und in die Weiterbildung der Belegschaft zu investieren (Schwerpunktthema in diesem Heft),
• die Bereitschaft, auch ältere Mitarbeiter an den Betrieb zu binden und deren Weiterbildung zu fördern (Thema in der März-Ausgabe des IRS) sowie
• die Unterstützung von Mitarbeitern bei der Koordination von Familie und Beruf (Schwerpunktthema im Oktober-IRS).
» INFORMATION:
Martin Bonelli, Geschäftsbereich Recht und Fair Play, Telefon: 06151 871-248, E-Mail: bonelli@darmstadt.ihk.de