VON FRANK W. METHLOW
„Wenn soziales Handeln mit einem positiven ökonomische Aspekt verbunden ist, macht der Unternehmer das – auch ohne Vertrag.“ Diese Handlungsmaxime von Lutz Michael Büchner klingt nach einem einleuchtenden und einfachen Rezept.
Der Professor und Direktor des Europäischen Instituts für Arbeitsbeziehungen (EIAB) in Seeheim-Jugenheim aber weiß, dass die Wirklichkeit in Deutschland noch ganz anders aussieht.
Haben die Unternehmen, die Unternehmer verkannt, dass sie nicht lediglich eine betriebswirtschaftliche Verantwortung für den Gewinn und den Wert ihres Unternehmens sondern auch eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern, der Umwelt und der Gesellschaft tragen, fragt Büchner und liefert die Antwort gleich nach: „Die Großen, die Multinationalen haben unter dem Druck der internationalen Konkurrenz ihre gesellschaftliche Verantwortung (Fachbegriff: Corporate Social Responsibility, CSR) als Wertefaktor längst erkannt.“ Bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) stehe die Entwicklung erst ganz am Anfang. „Die aber stellen die meisten Arbeitsplätze zur Verfügung und liefern den größten Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt“, argumentiert Büchner.
Diese Bewusstseins- und Kenntnislücke will Büchner zusammen mit seinen deutschen und französischen wissenschaftlichen Kollegen im EIAB schließen. Dass den Unternehmen daraus durchaus auch ein wirtschaftlicher Vorteil erwachsen könne, habe sich als Motivation bisher kaum durchgesetzt. Büchner: „Der Konsument sucht faire Produkte, der Arbeitnehmer den guten Arbeitgeber und die Gesellschaft das umweltfreundliche und sozial engagierte Unternehmen – CSR ist längst zu einem bedeutenden Wettbewerbsfaktor geworden.“
Auch im Verbund mit der IHK Darmstadt biete Büchner Informationsveranstaltungen an. Europaweit werden von der EU unterstützte internationale Foren zum Thema ausgerichtet. Büchner: „Der soziale Dialog braucht einen europäischen Ansatz.“
Das Institut
Das EIAB (Europäisches Institut für Arbeitsbeziehungen) ist ein Zusammenschluss von Experten in Fragen der Arbeit und deren Veränderungen.
Unterschiedliche Lösungsansätze – wirtschafts-, arbeits- und sozialrechtliche – auf nationaler Ebene sollen den sich veränderten Bedingungen angepasst und zu einem europäischen Konsens geführt werden.
Nationale Organisationen der EIAB gibt es bereits in Frankreich und Deutschland, in den EU-Ländern Griechenland, Schweden und Spanien sind sie in Planung.
Quelle: „Frankfurter Rundschau“ vom 18. Januar 2009