Autor: Lutz Michael Büchner
„Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön denn dann kann man fremde Länder und noch manches andre sehn“.(Kinderlied)
„Es ist unverantwortlich, wenn sich eine Branche selbst Ziele steckt, die hinter den Klimazielen der Bundesrepublik zurückbleiben“ (Sönke Diesener, Nabu-Verkehrsreferent)
Sicherlich denken Kinder, wenn sie dieses Lied singen, es stammt aus dem letzten Jahrhundert, nicht an Kreuzfahrten und Kreuzfahrtschiffe mit tausenden von Passagieren. Auch haben sie nicht Reisen im Sinn, bei denen die Passagiere nach Dubai jetten, eine Woche in arabischen Gewässern cruisen und anschließend wieder nach Hause fliegen.
Der Kreuzfahrttourismus hat eine enorme Dimensionangenommen. So verreisen allein mehr als 3 MillionenDeutsche jedes Jahr auf diese Weise. Damit ist es an der Zeit, hier einige ökologische und soziale Folgenzusammengefasst zu beleuchten.
Bei einer einwöchigen Kreuzfahrt werden knapp zwei Tonnen Treibhausgas pro Person in die Luft geblasen. Das ist mehr als ein Durchschnittsbürger bei uns für die Nutzung von Auto, Bus und Bahn pro Jahr produziert. Rechnet man den Flug dazu, so kommen bei einer 4-köpfigen Familie nochmals sieben Tonnen CO2 dazu. Über diese Zahlen denken wir kaum nach – eine Seefahrt ist halt lustig und schön.
Damit ist noch nichts über die Umweltbelastung gesagt, die von den riesigen, teilweise über 300 m langen mit 20 Decks, Kleinstädten ähnelnden Schiffe, ausgehen. Sie stoßen riesige Mengen an Kohlendioxid (CO2), Stickstoffoxide (NO2),Schwefeloxide(SO2) sowie Russpartikel aus – und zwar ein vielfaches von dem, was eine Milliarde Autos jährlich produzieren. Diese Gase schaden dem Ökosystem und gefährden die Gesundheit. Auch werden die meisten Kreuzfahrtschiffe weltweit noch immer mit Schweröl, das an Land verboten ist, betrieben. Allein seine Herstellung ist stark belastend für die Umwelt. Nicht auszudenken sind die Folgenfür die Ökosysteme wenn es ins Meer fließt.
Wie Städte auch, produzieren Kreuzfahrtschiffe Müll. Nicht nur das Entsorgen von Müll durch die Passagiere direkt ins Meer, auch das Entsorgen von Toilettenwasser u.ä. sowie Biomüll erfolgt in vielen Gegenden der Welt abseits der Küsten direkt ins Meer. Plastikmüll wird allerdings auf den Schiffen getrennt und in den Häfen zur Verbrennung übergeben.
Kreuzfahrtschiffe befinden sich nicht ständig auf See. Bei den Aufenthalten in Häfen muss das Schiff mit Energie versorgt werden. Das geschieht in den meisten Fällen immer noch mit Hilfe von Dieselgeneratoren, Zunehmend wird jetzt aber Landstrom verwendet, der klimafreundlicher gewonnen werden kann. Auf See wird auf modernen Schiffen der Strom durch eigene Gaskraftwerke gewonnen.
An Land sind die Vorteile für die Landbevölkerung bleibt überschaubar. Bei kurzen Landgängen, bleibt den Touristen wenig Zeit, außer für ein paar Souvenirs, Geld auszugeben.schließlich gibt es Vollpension an Bord und der Transport zu den Sehenswürdigkeiten erfolgt in Buskolonnen.
Mit Ausnahme mittlerweile von Venedig leiden Viele Kreuzfahrtdestinationen leiden unter den Kolossen, sei es wegen der Flora und Fauna in den Küstenregionen (z.B. den Galapagosinseln), sei es in unmittelbarer Nähe der Städte (in Europa z.B. Barcelona, Mykonos, Palma de Mallorca).Immerhin reguliert jetzt Venedig jetzt den Andrang.
Kreuzfahrtschiffe fahren oft unter den Flaggen von Billiglohnländern. Diese „Ausflaggung“ hilft den Reedereinen zunächst Steuern sparen. Darüber hinaus müssen sie sich für das Personal nur an die Standards der Flaggenstaaten halten. Das führt dazu, dass die Arbeits- und Sicherheitsstandards für die Beschäftigen oft schlecht sind, lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne und schlechte Unterbringung.
Der Weg „langfristig zu einer klimaneutralen Kreuzfahrt“ zu gelangen ist noch sehr weit. Zwar wird jetzt teilweise LNG für den Antrieb verwendet Das führt auch zu einer verbesserten Luftqualität; allerdings aber auch zu einem erhöhten Methanausschuss, ist also aus ökologischer Sicht auch nicht der Weisheit letzter Schluss.. Der Elektroantrieb für die riesigen Kolosse stellt die Ingenieure vor große Herauforderungen.
Nicht nur die öffentlichen Diskussionen, auch die zunehmende Verschärfung der gesetzlichen Regelungenzwingen die Reedereinen mehr und mehr „etwas zu tun“. Es gibt zwar Ansätze, die Ökobilanz von Kreuzfahrten zu verbessern, das zeigt sich z.B. bei den Hurtigruten Reisen, die das Ranking nachhaltiger Schiffsreisen anführen. Die Angaben sind unter den o.g. Fakten allerdings eher relativ zu betrachten. Das führt aber derzeit nicht dazu, Kreuzfahrten insgesamt wirklich umweltfreundlicher zu machen, geschweige denn, den Reisboom zu begrenzen.
Bei der Buchung einer Kreuzfahrt sollte man deshalb „einiges“ bedenken.