Autor: Lutz Michael Büchner
„Sand ist so etwas wie die zweit meist verbrauchte Ressource der Welt geworden, nach Wasser“ (Dirk Hebel, Karlsruher Institut für Technologie KIT)
Der Bibelspruch „Wie Sand am Meer“ suggeriert, es gäbe Sand in Hülle und Fülle. Das ist aber keineswegs der Fall. Vielmehr ist Sand, den wir benötigen,zunehmend zur Mangelware geworden. Sand ist, nach Wasser, das begehrteste Gut der Menschheit. Um es vorweg richtig zu stellen, es geht nicht um Wüstensand, der ist für die Bauwirtschaft, die am meisten auf Sand angewiesen ist, ungeeignet. Es handelt sich hier um Sand aus dem Meer und aus Flüssen. 50 Milliarden Tonnen Sand benötigen wir Menschen jedes Jahr, Tendenz steigend, die Ressource Sand wird dagegen knapper und knapper.
Sand hat nahezu 200 Nutzungsmöglichkeiten. Vor allem benötigt man Sand für Zement und Beton im Hoch- und Tiefbau (für ein Einfamilienhaus benötigt man etwa 200 Tonnen, für einen Kilometer Straße ungefähr 20.000 Tonnen Sand). Aber Sand kommt auch bei der Glasherstellung eine große Bedeutung, aber auch bei der Kunststoffproduktion und bei Solaranlagen kommt viel Sand zum Einsatz.
Der Bedarf der modernen Gesellschaft an Sand ist riesig und nimmt immer noch zu. Sand ist aber eine endliche natürliche Ressource, was dazu führt, dass der Mensch alles daran setzt, den Sandhunger zu stillen. Der Bedarf Singapurs an Sand, um die Landfläche zu erweitern ist ein Beispiel dafür, dass vor allem die Urbanisierung, die Vergrößerung von Städten einen großen Betonbedarf, und damit große Mengen Sand erforderlich machen. Das wird auch in China und Indien deutlich, wo Megastädte enstehen, um die wachsende Bevölkerung mit Wohnungen und Infrastruktur zu versorgen.
Da bleibt es nicht aus, dass der Sandhunger umweltschädliche Konsequenzen nach sich zieht. So werden ganze Strände geplündert, Die natürliche Ressource Sand entsteht durch die Erosion. Flüsse spülen ihn ins Meer, aber auch in große Seen. Die derzeitige Gewinnung von Sand sowohl im Meer, als auch in Seen und Flüssen muss als Raubbau bezeichnet werden, fördert die Menschheit doch fast doppelt so viel Sand als neuer „entsteht“. Einerseits wird oft Sand vom Meeresboden abgesaugt, was zu massiven Veränderungen auch an der der Meeresoberfläche führt, von den ökologischen Folgen ganz zu schweigen. Lukrativer ist die Sandgewinnung in Flüssen, Seen und Stränden, was auch dort zu gravierenden Eingriffen für Mensch und Natur führt. Wasserqualität, Ökosysteme, Landverlust für die Bevölkerung sind Beispiele dafür, dass bei der Sandgewinnung Nachhaltigkeitsaspekte zunehmend außer Betracht bleiben. Dazu kommt, dass die Sandgewinnung zum Teil sogar illegal erfolgt. So gibt es in vielen Ländern ein Exportverbot von Sand, was allerdings in Ländern, in denen Korruption eine Rolle spielt, nicht immer eingehalten wird.
Wie bei anderen Gütern auch: wenn ein Gut knapp wird, steigen die Preise. Das wirkt sich natürlich auf die Preise beim Hausbau, aber auch im Tiefbau massiv aus. Nicht nur deshalb sucht man nach Wegen, natürliche Gewinnung von Sand durch Recyclingmethoden zwar nicht zu stoppen, aber zumindest nicht mehr auf den Abbau von Sand allein angewiesen zu sein. Aber auch das hat seinen Preis. Eine Verbesserung der Techniken kann sich zumindest ein wenig positiv.auf den weltweiten Raubbau der Ressource Sand auswirken.
Auch hier lernen wir wieder: der Mensch macht sich für seine Belange die Natur untertan. Den Preis für die Zerstörung der Natur ist in den Preis für Sand nicht „eingepreist“. Wer zahlt diesen?